Warum die Nasenatmung viel gesünder ist?

18. November 2018
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Sicherlich ist Ihnen die Situation aus dem Fernsehen bekannt: Eine 45minütige Talkshow in der eifrig und mit großem Einsatz diskutiert wird. Vor jedem Teilnehmer der Diskussionsrunde steht ein Glas Wasser. Doch warum eigentlich? Können die Studiogäste keine 45 Minuten aushalten ohne zu verdursten oder handelt es sich hierbei lediglich um eine freundliche Geste des einladenden TV-Senders?

Weder noch – Sie ahnen es bereits – während des Sprechens können wir ausschließlich nur durch den Mund atmen. Die Atemluft, die durch den Mund einströmt, entzieht uns dabei Feuchtigkeit. Das lange Sprechen trocknet die Schleimhäute aus. Kommt dann noch trockene und gleichzeitig warme Raumluft hinzu, steigt das Verlangen nach Wasser, um sich Mund und Rachen wieder zu befeuchten. Der TV-Sender hat also mit dem angebotenen Glas Wasser nichts anderes als Vorsorge gegen die negativen Folgen der Mundatmung getroffen.

Nasenatmung versus Mundatmung

Die Atemluft kann entweder durch die Nase oder durch den Mund in unsere Lunge gelangen. Die Nasenatmung ist der Normalfall, man spricht von der sogenannten physiologischen Atmung. Lediglich beim Essen und Trinken und beim Sprechen ist der Mensch gezwungen durch den Mund zu atmen. Auch beim Sport werden wir ab einer bestimmten Intensität vermehrt durch den Mund atmen müssen, um einen schnelleren Austausch der Luft gewährleisten zu können. Sollte die Nase beispielsweise verengt oder gar verstopft sein, werden wir ebenfalls – bewusst oder unbewusst – von der Nasenatmung auf die Mundatmung umstellen. Dabei ist es viel gesünder durch die Nase zu atmen als durch den Mund. Die Nasenatmung erfüllt viele wichtige Funktionen, die zur Förderung der Gesundheit unseres gesamten Organismus von entscheidender Bedeutung sind:

Mehr Sauerstoff im Blut

Der mit Abstand wichtigste Vorteil der nasalen Atmung liegt in der um 10% bis 15% höheren Sauerstoffsättigung des Blutes. Unsere Organe werden also besser mit Sauerstoff versorgt, weil unser Blut stärker mit dem lebenswichtigen Luftgas angereichert werden kann. Grund hierfür ist das Stickstoffmonoxid. Es wird unter anderem in den Nasennebenhöhlen gebildet und nur durch die Nasenatmung automatisch mit in unsere Lunge transportiert. Das Stickstoffmonoxid erfüllt dabei eine ganze Reihe wichtiger Aufgaben: Es weitet unter anderem die Blutgefäße und fördert gleichzeitig auch die Durchblutung der Alveolen (Lungenbläschen). Hierdurch kann das Blut mehr Sauerstoff aufnehmen und zu den Organen transportieren. Eine gesteigerte körperliche, wie auch geistige Leistungsfähigkeit ist die unmittelbare Folge.

Die Nase als „Luftfilter“

Unsere Nasengänge und Nasenmuscheln sind mit einer ganz besonderen Schleimhaut versehen, die viele mikroskopisch kleine bewegliche Flimmerhärchen aufweist. Der eingeatmete Luftstrom wird durch diese kleinen Härchen vor dem Eindringen von Staub- und Schmutzteilchen, aber auch Keimen und Krankheitserregern geschützt. Vereinfacht gesagt „verfangen“ sich die unerwünschten Fremdkörper in den kleinen Flimmerhärchen. Der Schleimfilm unserer Nase erfüllt eine zusätzliche Reinigungsfunktion. Er nimmt Verunreinigungen und Partikel auf und transportiert sie in Richtung Nasenausgang. In der Nasenschleimhaut werden auch besondere Eiweiße und verschiedenste Enzyme gebildet. Sie alle unterstützen diese Schutzfunktion und verstärken die Abwehrkräfte.

Die Nase als „Klimaanlage“

Unsere Nasenschleimhaut erfüllt noch einen weiteren wichtigen Zweck: Sie dient der Klimaregulierung. Die eingeatmete Luft wird dabei annähernd auf Körpertemperatur erwärmt und gleichzeitig auch befeuchtet. Dies funktioniert sogar bei sehr niedrigen Außentemperaturen. Beispielsweise werden -10 Grad Celsius Lufttemperatur bis zum Eintreffen in der Lunge bereits auf über 30 Grad erwärmt. Bei niedrigen Temperaturen strömt vermehrt Blut in die Schwellkörper der Nase. Dies hat zur Folge, dass die Nasenschleimhaut anschwillt. Die kalte Atemluft wird beim Vorbeiströmen an diesen Schleimhautpolstern aufgewärmt, ehe sie in die unteren Atemwege gelangen kann. Dies funktioniert auch in genau entgegengesetzter Richtung: Sehr heiße und trockene Atemluft wird beim Durchströmen der Nase abgekühlt und gleichzeitig mit Feuchtigkeit angereichert. Unsere nasale Atmung funktioniert im Prinzip ähnlich wie eine Klimaanlage. Diese kann sowohl Erwärmen, als auch Kühlen.

Besserer Schlaf – weniger Schnarchen

Eine gut funktionierende nasale Atmung reduziert das Schnarchen und sorgt gleichzeitig für besseren und erholsameren Schlaf. Ist hingegen unsere Nasenatmung verengt oder vollständig verlegt (z.B. durch Nasenpolypen oder eine einfache Erkältung) steigt der Atemwegswiderstand entsprechend an. Das ungehinderte Ein- und Ausatmen wird also problematisch. Die unmittelbare Folge ist, dass wir automatisch und unbewusst auf Mundatmung umstellen. Dies erhöht wiederrum das Risiko zu schnarchen. Auf dem Weg durch den Mund in die Lunge passiert die Atemluft eine anatomische Engstelle, die sogenannte Schlundenge. Wenn dieser Bereich durch Gewebestrukturen wie Fetteinlagerungen, Schleimhautüberschüsse oder vergrößerte Rachenmandeln verengt ist, kommt es genau dort zu hörbaren Vibrationen und Atemluftverwirbelungen – dem gefürchteten Mundschnarchen. Dieses Schnarchgeräusch ist gleichmäßig rumpelnd oder schlagend, wie ein schlaffes Segel im Wind.

Stärkung der Muskulatur im Hals- und Nackenbereich

Auf den ersten Blick mag es keinen Zusammenhang zwischen der Atmung und unserer Muskulatur im Hals- und Nackenbereich geben. Betrachtet man jedoch die Zunge, so wird schnell klar, dass diese einer der stärksten Muskeln im menschlichen Körper darstellt. Atmen wir durch die Nase, so drückt die Zunge gegen den Gaumen. Die Atemwege werden freigehalten und gleichzeitig verbessert sich auch die Körperhaltung. Stellen wir uns hingegen auf Mundatmung um, verlässt unsere Zunge automatisch die anatomisch richtige Position. Die Zunge fällt jetzt nach unten und drückt nun nicht mehr gegen den Gaumen. Dies hat wiederrum zur Folge, dass unser Kopf zu einer stärker nach vorne verlagerten Positionierung („Forward Head Posture“) tendiert. Diese Kopfposition befreit zwar die Atemwege, führt aber andernorts zu Problemen: Das dauerhafte „Überstrecken“ führt auf mittel- bis langfristiger Sicht zu Schmerzen im Hals- und Nackenbereich. Sehr häufig sind auch Kopfschmerzen bis hin zu Migräne die Folgen dieser Überstreckung der Halswirbelsäule.

Aufgrund der äußerst positiven Auswirkungen der nasalen Atmung auf unsere Gesundheit empfiehlt es sich stets durch die Nase zu atmen. Sollten anatomische Behinderungen die Nasenatmung erschweren, können Hilfsmittel wie Nasenpflaster, Nasenspreizer oder Nasenspülungen Abhilfe verschaffen.