Schlafapnoe und das Metabolische Syndrom

11. Februar 2019
AdobeStock_106784517-1200x800.jpeg

Der Zusammenhang zwischen schlafbezogenen Atmungsstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist seit sehr vielen Jahre bekannt und wissenschaftlich sehr gut analysiert. Weniger gut erforscht ist hingegen der Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und dem Metabolischen Syndrom. Das Metabolische Syndrom gilt neben dem Rauchen als wichtigster Risikofaktor für Erkrankungen der arteriellen Gefäße, insbesondere der Herzkranzgefäße. Diese Form einer Stoffwechselstörung wird durch die bauchbetonte Fettleibigkeit (Adipositas), erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und Störungen des Zuckerstoffwechsels charakterisiert. Die Störungen des Zuckerstoffwechsels führen dann im Verlauf häufig zu einer Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus Typ 2 (Altersdiabetes). Viele Fachärzte vertreten die Auffassung, dass die Schlafapnoe lediglich eine Folgeerkrankung der Fettleibigkeit sei und diese wiederrum die Ursache für Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck. Eine klinische Studie aus dem Jahr 2017 zeigt jedoch, dass die obstruktive Schlafapnoe eine eigenständige Ursache für das Metabolische Syndrom sein kann.

In die Studie waren 31 adipöse Patienten mit einem mittel- bis schwergradigen obstruktiven Schlafapnoesyndrom und einem Durchschnittsalter von knapp 51 Jahren eingebunden. Jeder Patient wurde 2 Nächte mittels Polysomnographie überwacht, einmal mit Überdruckbeatmungsmaske (CPAP) und einmal ohne Atemmaske, nachdem diese bereits 2 Nächte vor dieser Kontrollnacht abgesetzt worden war. Bei jedem Patienten wurden während des Schlafs in Echtzeit Insulin, Blutzucker, Blutfettsäuren und das Stresshormon Cortisol gemessen. Darüber hinaus wurde bei jedem Patienten jeweils am Ende der Polygraphieuntersuchungsnacht der Blutdruck festgestellt. Die Ergebnisse der gemessenen Stoffwechselwerte waren sehr aussagekräftig: In den Kontrollnächten ohne Überdruckbeatmung stiegen bei den Probanden alle überprüften Werte proportional zum Schwergrad der Schlafapnoe an. Der Stoffwechsel des Körpers wird also direkt von den nächtlichen Atemaussetzern beeinflusst: Je mehr nächtliche Atemaussetzer gemessen wurden, desto stärker stieg die Ausschüttung von Cortisol und desto höher waren die gemessenen Blutfettsäuren- und Blutzuckerpiegel. Es ließ sich somit eine eindeutige Beziehung zwischen der Schlafphysiologie und den Risikofaktoren, die ein metabolisches Syndrom kennzeichnen, herstellen. Die Studie erbrachte damit den Nachweis, dass die obstruktive Schlafapnoe eine Ursache für das Metabolische Syndrom darstellen kann. Die Schlussfolgerung ist, dass hyperkalorische Ernährung und Bewegungsmangel nicht die einzigen Ursachen für den Risikofaktor Adipositas darstellen. Auch ein durch Schlafapnoe gestörter Stoffwechselprozess kann die Entstehung von Adipositas begründen oder beschleunigen.

Schlafapnoe Betroffene sollten deshalb auch nicht für wenige Nächte auf die Überdruckbeatmung verzichten. Die negativen Auswirkungen auf die Stoffwechselprozesse überwiegen den potenziellen Komfortgewinn durch den CPAP-Verzicht deutlich. Beim geschäftlichen Kurztrip, als auch bei der Wochenendreise gehört das Beatmungsgerät unbedingt ins Reisegepäck. Ein Verzicht auf die Überdruckbeatmung wird erst dann möglich, wenn die einzige ursachenbezogene Therapie, die Kieferumstellungsosteotomie mit Rotation zur dauerhaften Erweiterung der oberen Atemwege, durchgeführt wurde.