Wie wird die Ursache nächtlicher Atemaussetzer festgestellt?

29. Mai 2019
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Die Überdruckbeatmung gilt als Goldstandard in der Therapie der obstruktiven Schlafapnoe. Obstruktive Schlafapnoe Betroffene werden meist im Rahmen einer Polysomnographie zwei Nächte im Schlaflabor untersucht. In der zweiten Nacht werden die Analyseergebnisse der vorausgegangenen Polygraphie (mobiles Schlafapnoe Screening) präzisiert und um weitere Messdaten wie z.B. Muskelspannung (EMG), Augenbewegung (EOG), Körperlage, Beinbewegungen etc. ergänzt. In der zweiten Untersuchungsnacht wird bereits mit der Therapie der obstruktiven Schlafapnoe begonnen und eine entsprechende Überdruckbeatmung mittels CPAP eingesetzt und auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst. Hierbei erfolgen insbesondere die Auswahl des geeigneten Maskentyps sowie die Einstellung des korrekten Beatmungsdrucks auf Basis der gewonnenen Ergebnisse aus der ersten Untersuchungsnacht.

Die Überdruckbeatmungstherapie wird jedoch nicht von allen Patienten gleichermaßen toleriert. Die sog. CPAP Non-Compliance (Maskenintoleranz) wird auf etwa 30% bis 45% der Schlafapnoe Betroffenen geschätzt. Die Hauptgründe liegen in nächtlichen Panikattacken, Druckstellen, Entzündungen, Leckagen oder Kontaktallergien. Diese Patienten wenden sich an ihre behandelnden Ärzte auf der Suche nach alternativen Therapieformen ihrer Schlafapnoe.

Nicht nur in diesen Fällen empfiehlt sich zunächst eine umfangreiche Ursachenerforschung, um eine zielgerichtete Alternativtherapie empfehlen zu können. Zur Erforschung der Ursache der obstruktiven Schlafapnoe haben sich insbesondere zwei Verfahren durchgesetzt:

Schlafendoskopie / Somnoendoskopie

Zusammen mit einem Narkosearzt wird der Patient bei dieser Untersuchung medikamentös (meistens mittels des Hypnotikums Propofol) in einen Dämmerschlaf versetzt. Die exakte Steuerung der Schlaftiefe ist durch die Erfassung der Hirnströme (EEG) möglich. Neben der Traumschlafphase (REM-Schlaf), die sich nicht künstlich erzeugen lässt, sind insbesondere die Schlafphasen N2 und N3 von Bedeutung. Die Grundspannung der Muskulatur sinkt in diesen beiden Schlafstadien besonders stark ab. In der Untersuchung mittels eines Videonasopharyngoskopes und eines Mikrofons werden die Vibrationen des Zungengrunds, des Gaumensegels, des Kehldeckels und des Kehlkopfs sowie die Schnarchgeräusche selbst auf einen Datenträger aufgezeichnet. Beim Vorliegen eines obstruktiven Schlafapnoesyndroms (OSAS) lässt sich das Kollabieren dieser zu den oberen Atemwegen zählenden Strukturen beobachten. Die EEG-gesteuerte Kontrolle der Schlaftiefe verhindert eine zu tiefe Narkose. Diese würde die Muskelspannung vollständig herabsetzen. In diesem Fall würde die Messung verfälscht und damit wertlos werden. Neben der Ursachenerforschung bei obstruktiver Schlafapnoe wird die Schlafendoskopie insbesondere auch dann eingesetzt, um den Ursachen des Schnarchens auf den Grund zu gehen.

Bildgebende Untersuchungsmethoden (CT-/DVT-Röntgen)

Bei Verdacht auf funktionelle Engpässe der oberen Atemwege haben sich zur Analyse der Ursache bildgebende Untersuchungsverfahren durchgesetzt. Mittels eines Computertomographen oder DVT-Geräts (Digitale Volumentomographie) werden Röntgenbilder der oberen Atemwege angefertigt. Anhand der äußerst detaillierten Bilder wird eine Atemwegsanalyse durchgeführt. Hierbei wird der Durchmesser der oberen Atemwege bis ins Detail vermessen und die maximal mögliche Luftdurchflussmenge der oberen Atemwege ermittelt. Durch diese Untersuchungsergebnisse lässt sich die Ursache der Obstruktion (Verengung) der oberen Atemwege genau identifizieren. Sehr häufig ist hierbei die Rücklage eines oder beider Kiefer für die Einengung der oberen Atemwege verantwortlich. Liegt der Oberkiefer zurück, liegt meist auch das Gaumenzäpfchen zu weit im Rachen. Bei eine Unterkieferrücklage verengt sich der Abstand zwischen dem Zungengrund und der Rachenhinterwand. Die genannten bildgebenden Untersuchungsverfahren sind besonders geeignet, um anatomisch bedingte Fehlpositionierungen der Kiefer zu erkennen.

Beide Untersuchungsmethoden haben sich zur Ursachenerforschung der nächtlichen Atemaussetzer (Apnoen) als zweckmäßig erwiesen. In der MEOCLINIC wird zur Ursachenerforschung der Schlafapnoe ausschließlich die Digitale Volumentomographie eingesetzt. Dies hat insbesondere zwei Gründe: Zum einen wird dem Patienten die Kurzzeitnarkose mittels eines Hypnotikums erspart und zum anderen liefert die DVT-Untersuchung im Vergleich zur Schlafendoskopie noch präzisere Messergebnisse, um funktionelle Engpässe der oberen Atemwege feststellen zu können. Beiden Untersuchungsmethoden ist gemein, dass es nur auf Basis einer Ursachenfeststellung möglich ist, den Betroffenen bei CPAP Non-Compliance die wirksamste alternative Schlafapnoe Therapie zu empfehlen. Hierdurch können zielgerichtete Maßnahmen ergriffen und gleichzeitig unnötige Prozeduren vermieden werden.