Verursacht Asthma bronchiale Schlafapnoe?

15. Januar 2021
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Betrachtet man Asthma und Schlafapnoe zeigen sich zwei unterschiedliche Krankheitsbilder. Die asthmatische Erkrankung ist durch eine chronische Entzündung der unteren Atemwege gekennzeichnet. Eine dauerhaft bestehende Überempfindlichkeit der Bronchien führt zu einem Anschwellen der Bronchialschleimhaut, was eine Behinderung der Atmung nach sich zieht. Die Folgen sind Atemnot, Husten, Engegefühl in der Brust und wiederkehrende asthmatische Erstickungsanfälle. Diese können bei Nichtbehandlung sogar bis zum Tod führen.

Die obstruktive Schlafapnoe wird durch eine Verengung der oberen Atemwege verursacht. Dies führt zu nächtlichen Atemstillständen (Apnoen) und Atemflusslimitierungen (Hypopnoen), was die Erholsamkeit und Effektivität des Schlafs negativ beeinträchtigt. Die durch Schlafapnoe verursachte Stressbelastung schädigt das Herz- und Kreislaufsystem und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Typ 2 Diabetes und kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

US-amerikanische Studie untersuchte die Verbindung zwischen Asthma und Schlafapnoe

Bei beiden Krankheiten gibt es eine offensichtliche Gemeinsamkeit: Es liegt eine Obstruktion, also eine Verengung der Atemwege vor. Es lag deshalb auf der Hand wissenschaftlich zu untersuchen, ob es eine Verbindung zwischen beiden Krankheitsbildern gibt. Seit längerer Zeit bestätigten Studien, dass Asthmapatienten häufiger unter Schlafapnoe leiden als Gesunde. Eine im Jahr 2015 veröffentlichte und großangelegte US-amerikanische Kohortenstudie (Wisconsin Sleep Cohort Study) lieferte hierfür weitere eindrucksvolle Beweise: Die Forscher um Prof. Mihaela Teodorescu werteten die Daten von 547 Teilnehmern einer großen Schlafstudie aus, die zu Beginn der Studie im Jahr 1988 noch nicht an einer Schlafapnoe erkrankt waren. Während der 25jährigen Studiendauer untersuchten die Forscher der Universität von Wisconsin die Probanden alle 4 Jahre mittels Polysomnographie (Schlaflaboruntersuchung) um die Diagnose einer Schlafapnoe zu ermöglichen.

Asthma bronchiale als Risikofaktor für Schlafapnoe

Von den 547 Studienteilnehmern waren 81 Asthmatiker. Von ihnen entwickelten 22 Personen (27 Prozent) während des ersten 4-Jahres-Intervalls eine obstruktive Schlafapnoe. Von den 466 Nichtasthmatikern erkrankten im ersten Beobachtungsintervall lediglich 75 Personen, also nur 16 Prozent, an einem Schlafapnoesyndrom. Im gesamten 25jährigen Untersuchungszeitraum bildeten 45 Asthmatiker während insgesamt 167 4-Jahres-Intervallen eine obstruktive Schlafapnoe aus im Vergleich zu 160 Nichtasthmatikern im Verlauf von 938 4-Jahres-Intervallen. Die Studie zeigte, dass Asthmatiker überproportional häufig eine Schlafapnoe entwickeln. Sie tragen laut der Sleep Cohort Studie ein etwa 1,7mal höheres Risiko an einem Schlafapnoesyndrom zu erkranken. Daher kann eine Asthmaerkrankung als signifikanter Risikofaktor für Schlafapnoe eingestuft werden. Darüber hinaus konnten die Forscher aus Wisconsin feststellen, dass Asthma insbesondere für schwere Entwicklungen des Schlafapnoesyndroms verantwortlich ist.

Warum entwickeln Asthmatiker häufiger eine Schlafapnoe?

Die Kohortenstudie aus Wisconsin zeigt zwar lediglich eine Korrelation zwischen Asthma und Schlafapnoe, dennoch gibt es eine Hypothese für einen kausalen Zusammenhang beider Krankheiten. Die amerikanischen Wissenschaftler vermuten, dass die Asthma-typische Therapie mit inhalativem Cortison die Kollapsneigung der oberen Atemwege erhöht. Gestützt wird diese Hypothese von der Tatsache, dass inhalierte Corticoide die Stimmbandfunktionen schwächen. Die Therapiepraxis zeigt, dass Asthmapatienten unter einer Cortisonbehandlung häufig an Stimmvolumen verlieren. Des Weiteren steigert die Cortisontherapie die Wahrscheinlichkeit in der Halsregion Fett anzulagern. Dies könnte die oberen Atemwege zusätzlich verengen und dadurch die Wahrscheinlichkeit für nächtliche Apnoen und Hypopnoen ansteigen lassen. Die Wisconsin Sleep Cohort Studie dokumentierte, dass insbesondere Patienten mit schwer behandelbarem Asthma deutlich häufiger eine obstruktive Schlafapnoe entwickelten. Diese Patienten benötigten im Rahmen ihrer Therapie mehr Cortison als durchschnittliche Asthmatiker.

Pilotstudie zeigt, dass intensive Asthmatherapie das Schnarchen fördert

Die Forscher der Universität von Wisconsin haben ihre Ursachen-Hypothese bereits untersucht. In einer kleinen Pilotstudie erforschten sie die Auswirkungen einer 16wöchigen Therapie mit inhaliertem hochdosiertem Cortisol auf die oberen Atemwege bei 18 Asthmatikern. Die Ergebnisse zeigten, dass vor allem ältere männliche Probanden mit schlechterer Asthmakontrolle zum Ende der Studie verstärkt schnarchten und häufiger zu schlafbezogenen Atemstörungen neigten. Die Ergebnisse waren jedoch nicht statistisch signifikant, da die Teilnehmerzahl dieser Studie zu gering war. Die Pilotstudie lieferte jedoch deutliche Hinweise darauf, dass sich die Strukturen und Funktionen der oberen Atemwege unter einer hochdosierten Cortisontherapie negativ veränderten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Cortisontherapie bei Patienten mit schwer behandelbarem Asthma die Wahrscheinlichkeit nächtlicher Atemstillstände und Atemflussreduzierungen erhöht.

Ursachenbezogene Therapie der Schlafapnoe lindert auch die Asthmasymptome

Die beiden Krankheiten Schlafapnoe und Asthma bronchiale beeinflussen sich wechselseitig negativ. Die Studienlage zeigt eindeutig, dass Asthmapatienten deutlich häufiger eine Schlafapnoe entwickeln. Auf der anderen Seite führt die Obstruktion der oberen Atemwege, welche die Schlafapnoe verursacht, zu schlafbezogenen Atmungsstörungen. Dies wiederum beeinträchtigt die Asthmatherapie ungünstig, was zu einer reduzierten Lebensqualität führt. Im Gegensatz zum Bronchialasthma ist die obstruktive Schlafapnoe allerdings heilbar. Durch die ursachenbezogene Therapie mittels bimaxillären Advancement mit Counter Clockwise Rotation lässt sich die Verengung der oberen Atemwege dauerhaft beseitigen. Dies führt dann nicht nur zur Eliminierung der lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen der Schlafapnoe, sondern auch zu einer merklich effektiveren Asthmatherapie. Nicht selten kann nach der Kausaltherapie der Schlafapnoe die Wirksamkeit der Asthmatherapie derart gesteigert werden, dass die typischen Asthmasymptome nicht mehr auftreten und gleichzeitig beim Betroffenen wieder volle körperliche Leist