Nebenwirkungen und Risiken der CPAP-Therapie

24. Februar 2022
AdobeStock_cpap-mask_130517132-min-1200x801.jpeg

Die CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) gilt bereits seit Jahrzehnten als Goldstandard in der symptomatischen Therapie der obstruktiven Schlafapnoe. Dieses Überdruckbeatmungsverfahren wird als bewährteste und beste Behandlungsform nächtlicher Atemstörungen bezeichnet. Die CPAP-Beatmung unterdrückt nachweislich effizient Atemaussetzer im Schlaf und reduziert gleichzeitig die Tagesmüdigkeit. Neben diesen Vorteilen gibt es jedoch eine Reihe von Problemen, die mit dieser Therapieform verbunden sind. Im Folgenden werden die relevantesten Nebenwirkungen näher beleuchtet.

Beklemmungen, Panikattacken und Platzangst

Das Einatmen wird durch den kontinuierlichen Atemwegsüberdruck unterstützt und erleichtert. Der gegenteilige Effekt zeigt sich jedoch beim Ausatmen: Der permanente Überdruck, den das CPAP-Gerät erzeugt, erschwert das Abatmen und widerspricht dem natürlichen Atemmuster. Aus diesem Grund wird das Atmen mit CPAP oft als sehr anstrengend und unangenehm empfunden. Nicht selten stellt sich ein Druck- oder Atemnotgefühl ein. Es können Angst- und Panikattacken entstehen, wenn es dem CPAP-Nutzer in dieser Situation nicht schnell genug gelingt die CPAP-Maske abzunehmen. Auch Beklemmungsgefühle werden regelmäßig beklagt, da die CPAP-Maske eng anliegen muss, um einen Luftaustritt am Rand der Maske zu verhindern.

Muskelkater im Brustkorb

Schmerzen durch einen Muskelkater im Brustkorb gehören zu den häufig berichteten negativen Begleiterscheinungen der nächtlichen Überdruckbeatmung. Der Körper muss nämlich beim Ausatmen den dauerhaften Überdruck der CPAP-Beatmung überwinden, was eine stärkere Beanspruchung der Atemmuskulatur zur Folge hat. Die erhöhte und ungewohnte Belastung der Atemmuskulatur kann einen Muskelkater verursachen. Dieses Phänomen tritt meist zu Beginn einer CPAP-Therapie auf. Es ist zwar unangenehm und durchaus schmerzhaft, aber in gesundheitlicher Hinsicht unbedenklich. Überwiegend verschwinden die Schmerzen nach wenigen Tagen wieder, wenn sich die Atemmuskulatur an das angestiegene Belastungsniveau gewöhnt hat.

Luft im Bauch: Bauchschmerzen & Blähungen

Eine schwergradige Schlafapnoe erfordert einen hohen therapeutischen Beatmungsdruck, um die oberen Atemwege im Schlaf offen zu halten. Je höher die am CPAP-Gerät eingestellte Druckstufe, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der Luft nicht in die Atemwege gelangt, sondern über die Speiseröhre in den Magen-Darm-Trakt. Bauchschmerzen, Blähungen und ein Völlegefühl können dann die potenziellen Konsequenzen sein. Dieses Symptombild wird als Aerophagie oder Luftschlucken bezeichnet. Abhilfe lässt sich schaffen, indem der am Beatmungsgerät eingestellte Druck entsprechend abgesenkt wird. Allerdings darf der Atemdruck auch nicht zu gering sein, weil sonst kein ausreichend gutes Therapieergebnis erzielt wird. Eine zu geringe Druckstufe würde die Anzahl der nächtlichen Apnoen (Atemaussetzer) und Hypopnoen (Atemflussverminderungen) nicht auf ein akzeptables Niveau verringern.

Trockene Mund- und Nasenschleimhäute

Die nächtliche Überdruckbeatmung bewirkt oftmals, dass Mund und Rachen sowie die Nase austrocknen. Insbesondere das Atmen durch die Nase, was der Normalfall sein sollte, kann durch den Atemwegsüberdruck schwerfallen. Nicht selten ist dann die Nase verstopft und es wird vermehrt durch den Mund geatmet, was dann dazu führt, dass die Mundschleimhäute austrocknen. Trockene Schleimhäute in Mund und Nase können ihre natürliche Barrierefunktion bei der Abwehr von Krankheitserregern nicht mehr optimal erfüllen. Eine in 2001 publizierte Studie, die von der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt wurde, konnte zeigen, dass Patienten unter CPAP-Beatmung häufiger unter Infekten leiden, als Schlafapnoe Patienten, die ihre Krankheit nicht mit CPAP therapieren[1]. Die CPAP-Gerätehersteller empfehlen daher grundsätzlich den Einsatz von Luftbefeuchtern, um ein Austrocknen der Schleimhäute zu verhindern. Mangelnde Feuchtigkeit im Mund- und Rachenraum mündet darin, dass sich das natürliche Keimspektrum verändert. Zahlreiche für den Menschen nützliche Bakterien und andere Mikroorganismen besiedeln normalerweise die Schleimhäute. Trocknen die Schleimhäute aus, entsteht vermehrt Mundgeruch und schlimmstenfalls sogar Karies. Ein zu trockener Mund entzieht den Zähnen die natürliche Speichelschicht, was Bakterienherde fördert und schlechten Atem hervorruft.

Augenreizungen, Augenringe und andere Augenprobleme

CPAP-Masken besitzen standardisierte Größen und Formen und lassen sich daher nicht an den individuellen Gesichtstyp anpassen. Sitzt die Maske nicht richtig, oder verrutscht im Schlaf, kann Luft am Rand der Maske entweichen und in die Augen strömen. Der austretende Luftstrom ruft oft Augenreizungen, bis hin zu Bindehautentzündungen, hervor. Darüber hinaus ist es möglich, dass es durch Leckagen oder winzige Luftlecks zu Irritationen der Augen kommen kann. Geschwollene Augen, Augenringe und trockene sowie juckende Augen können die Konsequenz sein. Diese oft berichteten Probleme lassen sich letztlich nur vermeiden, indem nach einer besser passenden CPAP-Maske gesucht wird. Aus diesem Grund sollten möglichst viele unterschiedliche Maskenmodelle bzw. Maskentypen verschiedener Hersteller, in unterschiedlichen Größen, ausprobiert werden. Sobald eine Maske gefunden wurde, welche die beschriebenen Leckagen wirkungsvoll verhindert, verschwinden die Augenprobleme meist von allein.

Belastung des Liebeslebens

Eine CPAP-Maske samt Schlauch und dem angeschlossenen technischen Equipment ist wenig erotisch. Alleine der Gedanke daran, die CPAP-Maske jede Nacht, den Rest des Lebens tragen zu müssen, schreckt viele Schlafapnoiker und deren Partner ab. Eine solche Dauertherapie kann häufig eine Beziehungskrise auslösen. Andererseits ist es auch wichtig zu betonen, dass eine funktionierende Überdruckbeatmungstherapie die Tagesschläfrigkeit und damit auch die Antriebs- und Energielosigkeit ganz erheblich reduziert. Diese Tatsache kann zur Folge haben, dass sich intime und sexuelle Beziehungen auch verbessern können.

Geräuschbelästigung

Sensible Personen können sich durch das Arbeitsgeräusch des CPAP-Geräts im Schlaf gestört fühlen. Zusätzlich gehen lästige Geräusche auch vom Maskenventil aus. Hierbei wird nicht nur der Schlaf des CPAP-Nutzers selbst negativ beeinträchtigt, sondern vielfach auch die Schlafqualität des Bettpartners. Nicht selten führt dies auch zu Beziehungsproblemen und getrennten Schlafzimmern. Interessanterweise ist es weniger die reine Lautstärke des CPAP-Geräts, sondern eher die Tatsache, dass die Arbeitsgeräusche, gerade zu Beginn der CPAP-Therapie, ungewohnt sind und damit tendenziell als störender wahrgenommen werden, als bekannte Lärmquellen. Nach einigen Wochen Nutzungsdauer stellt sich üblicherweise ein Gewöhnungseffekt ein, sodass Schlafdauer und Schlafeffizienz weniger stark beeinträchtigt werden.

Respiratorische Azidose

Eine kaum bekannte und wenig thematisierte Langzeitnebenwirkung der CPAP-Therapie ist die respiratorische Azidose (atmungsbedingte Übersäuerung). Es handelt sich vermutlich um die relevanteste und schwerwiegendste Nebenwirkung der nächtlichen Überdruckbeatmung. Deren Auswirkungen zeigen sich allerdings nur sehr indirekt. Sie entsteht, wenn der Körper das Kohlendioxid (CO2), welches im Rahmen des Stoffwechselprozesses anfällt, nicht mehr richtig abatmen kann. Der dauerhaft positive Atemwegsdruck der CPAP-Behandlung unterstützt zwar das Einatmen, behindert aber auch gleichzeitig den Prozess der Ausatmung. Schließlich muss der Körper beim Abatmen des Kohlendioxids den Gegendruck, den das CPAP-Gerät produziert, überwinden. Im Vergleich zur natürlichen Atmung, also ohne CPAP-Maske, gelingt dies deutlich schlechter. Kohlendioxid bleibt in zu hoher Konzentration im Körper zurück und der Säure-Basen-Haushalt wird entsprechend gestört. Das Ungleichgewicht zwischen CO2-Anfall und CO2-Ausscheidung führt zu einem Anstieg des Kohlenstoffdioxid-Partialdrucks im arteriellen Blut. In Kombination mit einer chronischen Niereninsuffizienz stellt eine Azidose einen relevanten Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar[2]. Die Pathophysiologie ist zwar bisher nur sehr schlecht erforscht, allerdings besteht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die CPAP-Therapie das, durch Schlafapnoe erhöhte, Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) nicht statistisch signifikant verringert. Dies belegte eine in 2017 veröffentlichte Metastudie der Universität Neusüdwales in Sidney. Eine der Hypothesen, die diesen Sachverhalt begründen kann, lautet, dass die durch die Überdruckbeatmung ausgelöste oder verstärkte Azidose hierfür verantwortlich sein könnte.

Die Erfolge der CPAP-Therapie und auch die CPAP-Therapietreue (Compliance) fallen von Patient zu Patient höchst unterschiedlich aus. Aus diesem Grund werden nicht bei jedem CPAP-Anwender die zuvor geschilderten Nebenwirkungen und negativen Langzeitfolgen in gleichem Umfang zu Tage treten. Die Praxis zeigt, dass etwa ein Drittel der Schlafapnoiker die CPAP-Maske gar nicht einsetzt. Die Betroffenen kommen aufgrund zu starker Nebenwirkungen mit dieser Therapieform nicht zurecht. Ein knappes Drittel der Apnoiker zeigt jedoch eine sehr hohe CPAP-Compliance und berichtet über keine oder nur sehr geringe Nebenwirkungen.

Anmerkungen:

[1] Respiration, Volume 68, Ausgabe 5, Sept. 2001, S. 483-487: B M Sanner, N FluerenbrockA Kleiber-ImbeckJ B MuellerW Zidek: „Effect of continuous positive airway pressure therapy on infectious complications in patients with obstructive sleep apnea syndrome.

[2] Kidney Medicine, Volume 3, Ausgabe 5, Sept. 2021, S. 753-761: David Collister, Thomas W. Ferguson, Susan E. Funk, Nancy L. Reaven, Vandana Mathur, Navdeep Tangri: „Metabolic Acidosis and Cardiovascular Disease in CKD