Wie erfolgreich wirkt die Velumount-Therapie gegen Schnarchen und Schlafapnoe?

15. März 2022
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Die nichtinvasive Beatmung mittels CPAP (continuous positive airway pressure) gilt unbestritten als Goldstandard in der symptomatischen Therapie der obstruktiven Schlafapnoe. Sehr viele Schlafapnoiker haben jedoch mit dieser Therapieform, aufgrund erheblicher Nebenwirkungen, große Probleme (siehe Blogbeitrag vom 24.02.2022). Es ist daher nur allzu verständlich, dass eine große Zahl von Betroffenen nach alternativen Behandlungsformen gegen Schlafapnoe und Schnarchen sucht. Diese sollten sowohl einfach wie effektiv sein, und gleichzeitig möglichst nebenwirkungsarm. Im deutschsprachigen Raum hat sich seit Anfang 2005 die sogenannte Velumount-Methode, in der Therapie des Schnarchens und der Schlafapnoe, einen Namen gemacht. Im Folgenden wird die Funktionsweise und insbesondere die Wirksamkeit dieses Hilfsmittels näher beleuchtet.

Wie funktioniert Velumount?

Die Velumount-Therapie stellt eine sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit dar, um Schnarchen und Schlafapnoe entgegenzuwirken. Es handelt sich um einen medizinischen Draht, der mit einem Silikonschlauch umwickelt ist. Der Anti-Schnarch-Ring wird in den Gaumen eingeführt und soll mit seiner Erhöhung (siehe Abbildung 1.1) das flatternde Gaumensegel und die Uvula (Zäpfchen) stabilisieren. Die Erhöhung am Draht schiebt sich hinter das Zäpfchen (siehe Abbildung 1.2) und verhindert somit, dass es im Schlaf anfängt zu flattern und störende Schnarchgeräusche zu verursachen. Das Schnarchen entsteht überwiegend durch flatternde Bewegungen des Gaumensegels und des Zäpfchens im Atemwind. Der Hersteller verspricht das Schnarchen in erheblichem Umfang zu reduzieren und gleichzeitig auch die Anzahl nächtlicher Atemstörungen signifikant zu vermindern. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, muss die Schnarchspange unbedingt an die individuelle Anatomie des Patienten angepasst werden. Die optimale Passform ist Voraussetzung für bestmögliche Therapieergebnisse. Aus diesem Grund ist der Schnarch-Draht nur in Verbindung mit einem individuellen Erstanpassungstermin erhältlich.

Velumount Therapie Schnarchen Schlafapnoe

Wie sieht die Studienlage zur Velumount-Therapie aus?

Bisher wurden 4 Studien veröffentlicht, welche die Wirksamkeit der Velumount-Methode analysierten[1-4]. Lediglich eine Studie beschäftigte sich auch mit der Frage, welche Veränderungen des Atemstörungsindex Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), durch das nächtliche Tragen des Anti-Schnarch-Rings, erzielt werden. Die im Frühjahr 2009 publizierte prospektive Kohortenstudie untersuchte insgesamt 40 Patienten mit und ohne Velumount. Die schlafbezogenen Atmungsstörungen wurden durch respiratorische Polygraphie gemessen. Mittels Fragebogen wurden der Schnarchindex (Skala von 1 bis 10) sowie die Tagesmüdigkeit, anhand des sogenannten Epworth Sleepiness Scale, erhoben. Mit der Anti-Schnarch-Spange verringerte sich der Schnarchindex von im Mittel 8,4 auf 3,7. Die Punktezahl im Epworth Sleepiness Scale verminderte sich durchschnittlich von 7,9 auf 3,8. Bei insgesamt 25 Studienteilnehmern, die auch unter obstruktiver Schlafapnoe litten, ging der Apnoe-Hypopnoe-Index von 24,3 pro Stunde (ohne Velumount) auf 13,6 pro Stunde (mit Velumount) zurück. Die Mundspange reduzierte den Atemstörungsindex folglich um circa 44 Prozent. Die Daten belegten, dass Velumount, bei der Behandlung von Schnarchen und obstruktiver Schlafapnoe, wirksam war. Die Studienautoren schrieben, dass die Velumount-Methode ähnlich effektiv war, wie die Operationsmethode Uvulopalatopharyngoplastik (OP zur Reduktion und Straffung des Gaumensegels). Aufgrund der Tatsache, dass die Uvulopalatopharyngoplastik eine vergleichsweise invasive Operation beschreibt, führt dies zu der Erkenntnis, dass die Velumount-Therapie die eindeutig bessere Alternative darstellt.

Kritik an der Studienlage

Die Studienlage, welche die Wirksamkeit von Velumount nachweist, ist vergleichsweise schwach. Die zitierte Studie untersuchte nur eine sehr geringe Anzahl von lediglich 25 Schlafapnoe Patienten. Diese litten überwiegend unter mittelgradiger Schlafapnoe (durchschnittlicher AHI 24,3/h) und waren zwar übergewichtig (Body-Mass-Index im Mittel 28), aber nicht adipös (fettleibig). Es bleibt folglich offen, welche Effektivität der Schnarch-Draht bei adipösen Patienten (Body-Mass-Index über 30) mit schwergradiger Schlafapnoe (AHI über 30/h) zeigen würde. Die Aussagekraft einer derart kleinen Studie ist zudem grundsätzlich limitiert. Bei zu kleinen Fallzahlen besteht die Gefahr, dass insbesondere die Probanden ausgewählt werden, die eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit erwarten lassen, dass das gewünschte Resultat nachgewiesen werden kann. Diese stark vorselektierte Patientengruppe spiegelt aber nicht zwangsläufig den Durchschnitt wider, der für das jeweilige Krankheitsbild typisch ist. Bei großen klinischen Studien mit Hunderten oder gar Tausenden von Patienten gibt es üblicherweise keine derart selektive Vorauswahl. Die Ergebnisse solcher Studien verfügen daher über eine deutlich größere Relevanz.

Nachteile der Velumount-Methode

Neben der unbefriedigenden Studienlage gibt es auch einen wesentlichen Kritikpunkt, der die Alltagstauglichkeit von Velumount betrifft. Die Praxis zeigt, dass circa 30 Prozent der Patienten, die den Anti-Schnarch-Ring gerne nutzen möchten, damit nicht zurechtkommen, weil es ihnen schlichtweg nicht gelingt die Spange richtig einzusetzen. Das Einsetzen der Schnarchspange löst nämlich nicht selten einen starken Würgereiz aus. Schließlich muss Velumount hinter das Zäpfchen geschoben werden, was nicht nur sehr gewöhnungsbedürftig ist, sondern auch einiges an Übung erfordert. Viele Nutzer der Anti-Schnarch-Spange sind daher gezwungen ihre Therapieversuche nach kurzer Zeit wieder zu beenden.

Wirksamkeit von Velumount im Vergleich zur CPAP-Therapie

Die Wirksamkeitsdaten der Velumount-Therapie belegen, dass die Erfolgsquote, gemessen an der Reduzierung des Atemstörungsindex (AHI), schlechter ist, als die Erfolgsrate der CPAP-Therapie. Zur Effektivität der CPAP-Behandlung gibt es eine Vielzahl klinischer Studien. Eine in 2016 publizierte große australische Studie bewies beispielsweise eine durchschnittliche Reduzierung des AHI, durch die Überdruckbeatmung, von über 85 Prozent[5]. Im direkten Vergleich liegt Velumount mit einer 44-prozentigen AHI-Reduzierung deutlich darunter. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollte die Mundspange nur bei den Schlafapnoe Betroffenen verwendet werden, die eine sogenannte CPAP-Intoleranz zeigen. Denn die Akzeptanz und die subjektive Zufriedenheit der Velumount-Behandlung ist, im Vergleich zur CPAP-Therapie, beträchtlich größer. Verwundern kann das nicht, da Velumount keinen Strom benötigt, keine Geräusche verursacht und gleichzeitig auch ästhetisch vorteilhaft ist. Darüber hinaus ist der Schnarch-Draht sehr einfach konstruiert, überaus kostengünstig, hautfreundlich und überzeugt durch sein geringes Gewicht. Apnoiker werden Velumount sehr zu schätzen wissen, wenn sie mit dem Einsetzen der Schnarchspange keine Probleme haben.

Keine ursachenbezogene Therapie

Es ist wichtig zu betonen, dass Velumount, wie jedes andere Hilfsmittel auch, keine ursachenbezogene Therapie darstellt, sondern lediglich eine Symptombehandlung. Schließlich wird die zu starke Verengung (Obstruktion) der oberen Atemwege, was letztlich das Schnarchen und die Atemstörungen verursacht, durch das Hilfsmittel nicht beseitigt. Dieser Sachverhalt ist von besonderer Relevanz, da die bloße Symptombehandlung das kardiovaskuläre Risiko (Herzinfarkt, Schlaganfall), welches durch Schlafapnoe erhöht wird, nicht reduziert[6]. Daher ist Schlafapnoe Betroffenen, die nicht nur ihr Schnarchen signifikant reduzieren möchten, sondern insbesondere die Risikofaktoren, die durch ihre Krankheit ausgelöst werden, die ursachenbezogene Therapie der Schlafapnoe zu empfehlen. Denn nur durch die chirurgische Beseitigung der Obstruktion mittels bimaxillären Advancement mit Counter Clockwise Rotation ist eine dauerhafte Heilung von der Schlafapnoe möglich[7].

Fazit zur Velumount-Methode

Um das Schnarchen merklich zu vermindern, ist Velumount nahezu uneingeschränkt zu empfehlen. Der Anti-Schnarch-Ring wurde speziell zur signifikanten Reduzierung der nächtlichen Schnarchgeräusche entwickelt und sowohl der zeitliche Therapieaufwand, als auch die Therapiekosten sind äußerst gering. Zur Behandlung der Schlafapnoe ist die Anti-Schnarch-Spange hingegen nur sehr eingeschränkt geeignet. Die CPAP-Therapie zeigt im direkten Vergleich eine eindeutig bessere Effektivität, was die Verminderung von Atemstörungen betrifft. Velumount ist aber eine Alternative für die Apnoiker, die mit der Überdrucktherapie nicht zurechtkommen. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass die Schnarchspange nur für die leicht- bis mittelgradige Schlafapnoe prädestiniert ist.

Anmerkungen:

[1] Neuropsychological Trends, Volume 9, Ausgabe 1, April 2011, S. 7-28: Staub Christina: „First comparison of the Velumount® palatal device with continuous positive airway pressure (CPAP), repetition effect in neuropsychological tests, and comparative study factors“

[2] Nederlands Tijdschrift voor Keel-Neus-Oorheelkunde, 16e jaargang, Nr. 2, 2010: A.J.G. de Bruijn, R. van Blommestein: „Effectiviteit en therapietrouw van de Velumount-methode bij sociaal onaanvaardbaar snurken en lichte tot matig ernstige OSAS; resultaten van een pilotstudie

[3] ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec, Volume 71, Ausgabe 3, Juli 2009, S. 148-152: Kurt Tschopp, Esther Genoveva Thomaser, Cristina Staub: „Therapy of Snoring and Obstructive Sleep Apnea Using the Velumount® Palatal Device

[4] Swiss Medical Weekly, 138 (suppl): 29, Apr. 2008: W. Strobel: „The Velumount® device to treat obstructive sleep apnoea: does it work?

[5] New England Journal of Medicine, Volume 375, Ausgabe 10, Sept. 2016, S. 919-931: R Doug McEvoyNick A AnticEmma HeeleyYuanming LuoQiong OuXilong ZhangOlga MedianoRui ChenLuciano F DragerZhihong LiuGuofang ChenBaoliang DuNigel McArdleSutapa MukherjeeManjari TripathiLaurent BillotQiang LiGeraldo Lorenzi-FilhoFerran BarbeSusan RedlineJiguang WangHisatomi ArimaBruce NealDavid P WhiteRon R GrunsteinNanshan ZhongCraig S Anderson: „CPAP for Prevention of Cardiovascular Events in Obstructive Sleep Apnea

[6] Journal of the American Medical Association, Volume 318, Ausgabe 2, Juli 2017, S. 156-166: Jie YuZien ZhouR Doug McEvoyCraig S AndersonAnthony RodgersVlado PerkovicBruce Neal: „Association of Positive Airway Pressure With Cardiovascular Events and Death in Adults With Sleep Apnea A Systematic Review and Meta-analysis

[7] Sleep Medicine Reviews, Volume 14, Ausgabe 5, Nov. 2009, S. 287-297: Jon-Erik C HoltyChristian Guilleminault: „Maxillomandibular advancement for the treatment of obstructive sleep apnea: A systematic review and meta-analysis