Wie wirksam ist die Gaumensegelstraffung mittels RFT bei der Behandlung von Schlafapnoe?

19. Februar 2023
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Schlafapnoe Betroffene, die mit der CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) nicht ausreichend effizient therapieren können, erhalten von HNO-Ärzten nicht selten die Empfehlung zu einer sogenannten Gaumensegelstraffung. Der folgende Beitrag beleuchtet die Funktionsweise dieser operativen Therapie sowie deren Effektivität in der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe.

Wie ist das Gaumensegel beim Schnarchen und der obstruktiven Schlafapnoe beteiligt?

Das Gaumensegel, auch weicher Gaumen genannt, stellt die Fortsetzung des Munddaches (harter Gaumen) in Richtung des Mundrachens dar. Es besteht aus Bindegewebe, Muskeln und Schleimhaut und hilft dabei den hinteren Teil des Mundes von den Atemwegen zu trennen, um die Aspiration (Einatmungssog) von Nahrung oder Flüssigkeiten bei der Atmung zu verhindern. Zudem spielt der weiche Gaumen eine wichtige Rolle bei der Lautbildung. Die Bewegung und Vibration des Gaumensegels ermöglichen die Klangfarbe und Intonation (Sprachmelodie) der Stimme zu verändern.

Ein zu schlaffes oder zu weiches Gaumensegel kann den Rachenraum verengen und den Luftstrom beim Atmen im Schlaf behindern. Der turbulente Luftstrom versetzt den weichen Gaumen in Schwingungen und Vibrationen, was letztlich die gefürchteten Schnarchgeräusche verursacht. Das Schnarchen ist jedoch meist nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen, sondern vielmehr ein multikausales Zusammenwirken mehrerer Determinanten[1]. Allerdings stellt das flatternde Gaumensegel beim Schnarchen häufig den bedeutendsten Einzelfaktor dar. Vielfach bleibt es nicht nur beim Schnarchen, da eine zu geringe Spannung der Gaumensegelmuskulatur auch Atemflussminderungen verstärken oder sogar auslösen kann. Diese schlafbezogenen Atmungsstörungen kennzeichnen das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS).

Wie funktioniert die Gaumensegelstraffung mittels RFT?

Es ist wichtig zu wissen, dass der Begriff „Gaumensegelstraffung“ keine spezifische Operationsmethode beschreibt, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Eingriffe, die grundsätzlich alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich das Gaumensegel zu stabilisieren und zu versteifen. Die bekannteste Form der Gaumensegelstraffung ist die sogenannte Uvulopalatopharyngoplastik (kurz UPPP), die im Blogbeitrag vom 22.12.2022 ausführlich vorgestellt wurde. Als vermutlich eleganteste und mit den geringsten Komplikationen behaftete Methode zur Straffung des Weichgaumens gilt die interstitielle Radiofrequenz-Therapie (kurz RFT). Bei dieser Operation werden, mithilfe von Radiofrequenzenergie, kleine Gewebebezirke im Weichgaumen durch Narbeninduktion versteift. Im Ergebnis führt die OP zu einer verringerten Vibrationsfähigkeit des Gaumensegels und geringerem Schnarchen im Schlaf.

Im Rahmen eines ambulanten Eingriffs wird unter lokaler Betäubung eine feine Sonde oberhalb der Uvula (Gaumenzäpfchen) in den Weichgaumen eingeführt. Über die Nadel wird einige Sekunden lang Radiofrequenzenergie (hochfrequenter, modulierter Strom mit niedriger Energie) in das Gewebe eingebracht. Das Gewebe erhitzt sich und bewirkt eine thermische Stimulation des weichen Gaumens, was eine Kollagenneubildung und Straffung fördert. Die Erwärmung des Gewebes erzeugt eine Gewebeumwandlung, was einerseits eine Volumenreduktion nach sich zieht und andererseits über eine Narbeninduktion eine entsprechende Versteifung des Gaumensegels zur Folge hat. Zur Verbesserung der Ergebnisse ist es oftmals notwendig die Behandlung in einem Abstand von etwa vier bis acht Wochen mehrfach zu wiederholen. Die Operation ist minimalinvasiv, dauert nur ca. 20 Minuten und verursacht merklich weniger postoperative Schmerzen als die UPPP. Die Radiofrequenztherapie gilt als sehr sicheres OP-Verfahren mit niedrigen Risiken, da Komplikationen in der Praxis nur äußerst selten auftreten[2].

Wissenschaftliche Arbeiten zur Radiofrequenztherapie

Die Gaumensegelstraffung mittels RFT wird bereits seit Ende der 1990er Jahre praktiziert. Dennoch ist die Studienlage zu ihrer Wirksamkeit als schwach zu beurteilen. Die überwiegende Zahl der klinischen Studien untersuchte die Effektivität dieser Therapieform in Bezug auf das Schnarchen. Hingegen erforschte nur eine geringe Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten die Wirkung bei der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe. Der Erfolg der RFT-Behandlung wird durch den Vergleich des postoperativen Atemstörungsindex (AHI) mit dem präoperativen AHI bestimmt. Hierfür muss vor der Operation eine Polysomnographie im Schlaflabor durchgeführt werden, um den AHI zu messen. Einige Monate nach der Gaumensegelstraffung wird eine weitere Schlaflaboruntersuchung vorgenommen, um die prozentuale Veränderung des Apnoe-Hypopnoe-Index zu ermitteln.

Die medizinische Grundlage für die Indikationsstellung der Radiofrequenztherapie findet sich in der Leitlinie „HNO-spezifische Therapie der obstruktiven Schlafapnoe bei Erwachsenen“. In dieser werden die Ergebnisse von sechs Publikationen zur RFT-Therapie des Weichgaumens gezeigt:

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Überblick: Studienlage zur RFT

Die insgesamt 108 behandelten Patienten erzielten eine prozentuale Reduzierung des Atemstörungsindex von durchschnittlich ca. 28 Prozent. Der AHI verringerte sich von 16,4/Stunde präoperativ auf 11,8/Stunde postoperativ. Diese Ergebnisse sind jedoch mit großer Vorsicht zu betrachten: Die Stichprobengröße war sehr gering, nur zwei Studien verfügten über eine Kontrollgruppe und lediglich eine Studie war placebokontrolliert. Zudem fielen die Studienergebnisse sehr heterogen aus: Bei zwei der sechs Studien wurden in der Therapiegruppe keine relevanten Veränderungen des Apnoe-Hypopnoe-Index beobachtet.

Langzeitergebnisse der Gaumensegelstraffung

Fraglich sind auch die Wirksamkeitsdaten der RFT-Therapie in der Langzeitbetrachtung. Die besprochenen Studien untersuchten lediglich die Kurzzeitergebnisse. Eine Erhebung von polysomnographischen Langzeitergebnissen (AHI-Messung einige Jahre nach der OP) fand nicht statt, sodass keine Informationen über die Langzeiterfolge der RFT-Weichgaumenstraffung vorliegen. Wie bei anderen Weichgewebsoperationen, wie zum Beispiel der UPPP, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die Erfolgsquote dieses Eingriffs mit der Zeit nachlässt[3]. Die Resultate aus vergleichbaren Operationsverfahren bewiesen, dass eine dauerhafte Straffung und Stabilisierung des Gaumensegels nicht erreicht werden konnte[4]. Die Gründe sind leicht nachvollziehbar: Das Gewebe des Gaumensegels ist im Laufe der Zeit den natürlichen Alterungsprozessen ausgesetzt. Eine Verschlechterung der Gewebestruktur und -funktion ist die Folge der nachlassenden Wirkung des körpereigenen Kollagens.

Fazit zur Radiofrequenztherapie des weichen Gaumens

Die interstitielle Radiofrequenztherapie ist unzureichend, um eine dauerhafte Straffung oder Stabilisierung des Gaumensegels zu erreichen. Die durch diese Methode bewirkte Reduzierung des Weichteilvolumens ist eher gering, sodass eine nachhaltige Öffnung oder Erweiterung der oberen Atemwege in der Regel nicht erfolgt. Die RFT sollte lediglich bei einer leichtgradigen obstruktiven Schlafapnoe als Therapieoption in Erwägung gezogen werden. Die vollständige Heilung einer mittel- bis schwergradigen Schlafapnoe durch die RFT-Gaumensegelstraffung ist hingegen unrealistisch. Deutlich bessere Ergebnisse erzielt die RFT bei der Behandlung des Schnarchens: Hier konnten zahlreiche Studien belegen, dass kurzfristig die Schnarchsymptome erheblich reduziert wurden[5]. Allerdings waren auch diese Studien aufgrund ihrer kurzfristigen Nachbeobachtungszeit nicht in der Lage, solide Schlussfolgerungen über die langfristige Wirksamkeit des Verfahrens zur Schnarchreduktion zu ziehen.

 

Anmerkungen:

[1] Mayo Clinic: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/snoring/symptoms-causes/syc-20377694

[2] Acta Otorrinolaringológica Española, Volume 62, Ausgabe 4, Juli-Aug. 2011, S. 300-305: Luis I Amorós-Sebastiá: [Radiofrequency treatment in simple snoring: tolerance, safety and results]

[3] European Annals of Otorhinolaryngology, Head and Neck Diseases, Volume 131, Ausgabe 1, Feb. 2014, S. 27-31: H. De KermadecM.-B. BlumenD. EngalencJ.-P. VezinaF. Chabolle: „Radiofrequency of the soft palate for sleep-disordered breathing: A 6-year follow-up study

[4] Otolaryngology–Head and Neck Surgery, Volume 161, Ausgabe 3, Sept. 2019, S. 401-411: Mu HeGuoping YinSiyan ZhanJinkun XuXin CaoJingjing LiJingying Ye: „Long-term Efficacy of Uvulopalatopharyngoplasty among Adult Patients with Obstructive Sleep Apnea: A Systematic Review and Meta-analysis

[5] The Laryngoscope, Volume 119, Ausgabe 6, Juni 2009, S. 1241-1250: Leif J. J. BäckMaija L. HytönenRisto P. RoineAntti O. V. Malmivaara: „Radiofrequency ablation treatment of soft palate for patients with snoring: a systematic review of effectiveness and adverse effects