Statistische Auswertungen von Fragebögen in der MEOCLINIC haben ergeben, dass etwa 33% der Schlafapnoe Betroffenen auch unter Nackenschmerzen leiden. Ist dies nur ein Zufall, oder gibt es hier einen kausalen Zusammenhang? Um diese Frage beantworten zu können, lohnt es sich zunächst auf die Hauptursache für Nackenschmerzen zu blicken. Diese liegen meist in Verspannungen des „Musculus trapezius“ (Trapezmuskel). Dieser Muskel, der auch Kapuzenmuskel genannt wird, verläuft vom sogenannten Hinterhauptbein beidseits der oberen Wirbelsäule bis zu den unteren Brustwirbeln und seitlich bis zum Schulterblatt. Verspannungen dieses Muskels zeigen sich sehr häufig dann, wenn wir am Schreibtisch sitzen und mit vorgestrecktem Kopf am Computer arbeiten. Es bildet sich vielfach ein Rundrücken aus, eine übertriebene Lordose (Biegung der Wirbelsäule nach vorne) der Halswirbelsäule entsteht.
Schlafapnoiker prägen deutlich häufiger eine vorgestreckte Kopfhaltung aus
Die theoretische Erklärung zur Verspannung des Trapezmuskels beantwortet jedoch nicht die Frage, warum Apnoiker hiervon häufiger betroffen sein sollen. Was hat der Rundrücken und die vorgestreckte Kopfhaltung („Forward Head Posture“) bei der Schreibtischarbeit mit der Schlafapnoe zu tun? Diese Frage beantwortet ein Blick auf die Fernröntgenseitenbilder (FRS) eines Schlafapnoikers.
Wie in Abbildung 1.3 zu erkennen, hält hier der Betroffene seine Wirbelsäule gerade und in einer gesunden Position. Diese Positionierung geht jedoch zu Lasten der Atmung. Es ist eine deutliche Verengung (Obstruktion) der oberen Atemwege erkennbar, die zu einer Atemflussminderung und damit zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung der Organe führt. Zur Öffnung der Atemwege überstrecken Apnoiker daher sehr häufig ihren Kopf nach vorne, um besser Luft zu bekommen. Die Abbildung 1.4 zeigt diesen Effekt sehr deutlich: Die Überstreckung des Kopfes nach vorne ermöglicht dem Betroffenen eine sehr deutliche Erweiterung seiner Atemwege, er bekommt viel leichter Luft und gleichzeitig verbessert sich die Sauerstoffversorgung ganz erheblich.
Körperhaltung entscheidend für die Öffnung der Atemwege
Bei dem Probanden, der auf den hier gezeigten Röntgenbildern zu sehen ist, handelt es sich um die gleiche Person, lediglich die Kopfhaltung des Patienten ist unterschiedlich. Hierdurch zeigt sich sehr deutlich, welchen enormen Einfluss die Körperhaltung auf die mögliche Öffnung der Luftwege hat. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Überstreckung des Kopfs nach vorne zwar die Atmung ganz erheblich erleichtert, aber gleichzeitig auch zu den beschriebenen Verspannungen und Schmerzen im Hals- und Nackenbereich führt.
Physiotherapie als Symptombehandlung der Nackenschmerzen bei Schlafapnoikern
Bei chronischen Nackenschmerzen führt der Weg des Betroffenen über den Orthopäden meist zur Physiotherapie. Die „heilenden Hände“ des Physiotherapeuten setzen hierbei mit bestimmten Handgriffen, Techniken (Manipulation und Mobilisation) und Massagen an und lockern und lösen die Muskelverspannungen. Nahezu ausnahmslos wird innerhalb kurzer Zeit eine starke Linderung der Nackenschmerzen erreicht. Nicht selten sind die Patienten dann sogar völlig beschwerdefrei. Diese Vorgehensweise hat jedoch einen ganz entscheidenden Nachteil: Die Nackenschmerzen verschwinden nur für kurze Zeit. Schließlich wurde die Ursache, die zu der vorgestreckten Kopfhaltung führt, nicht beseitigt. Betroffene, die unbewusst ihren Kopf nach vorne überstrecken, um sich die eigene Atmung zu erleichtern, erreichen mit der Physiotherapie lediglich eine Symptombehandlung. Die eigentliche Ursache, nämlich die Verengung der oberen Atemwege, die letztlich die obstruktive Schlafapnoe verursacht, wird nicht eliminiert. Schon nach wenigen Wochen werden weitere physiotherapeutische Behandlungen notwendig, um die erneut aufgetretenen Nackenschmerzen wieder in den Griff zu bekommen. Eine nachhaltige Lösung des Problems kann so nicht erreicht werden.
Erweiterung der oberen Atemwege beseitigt nicht nur die Nackenschmerzen
Die Verengung der oberen Atemwege kann durch die ursachenbezogene Therapie mittels Maxillomandibulärem Advancement mit Counter Clockwise Rotation dauerhaft beseitigt werden. Durch diese operative Kiefervorverlagerung werden die Atemwege um ein Vielfaches erweitert und der Körper gewöhnt sich ganz automatisch bereits nach wenigen Wochen wieder eine aufrechte und optimale Kopf- und Halshaltung an. Es ist nun nicht mehr notwendig den Kopf ständig nach vorne zu überstrecken, um sich die eigene Atmung zu erleichtern. Die Atemwegserweiterung beseitigt die Atemflusslimitierungen und sorgt gleichzeitig wieder für eine optimale Sauerstoffversorgung der Organe. Es verschwinden nicht nur die Nackenschmerzen, sondern insbesondere die durch die Verengung der Atemwege verursachten überhöhten Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.